Audite Silete: Alte Musik zum Kurtzweyl-Jubiläum

Foto: Max Hoenow

Die ersten Feiern zum 45jährigen Geburtstag des Ensembles Kurtzweyl hatten ja bereits im März in Bergneustadt und Marienberghausen stattgefunden. Als sich weitere Kollegen interessiert an einer Mitwirkung zeigten, nahm das Wiehler Duo die Chance zur Erweiterung des Jubiläumsprogramms wahr. Zumal die beteiligten Kirchengemeinden die Künstler gerne willkommen hießen. An drei aufeinander folgenden Abenden also begaben sich die zahlreich erschienenen Zuschauer auf eine imaginäre Reise durch Raum und Zeit an den Hof zu Wolfenbüttel. AD 1604 nämlich leitete Kapellmeister Michael Prätorius (alias Jürgen Körber) dort  erstmalig die Probe der Hofkapelle. Das erwies sich als keine leichte Angelegenheit, waren doch die Mitglieder der Kapelle keineswegs einander gewogen, erschröcklicherweise auch noch meist weiblichen Geschlechtes und durchaus auch mal aufsässig. Turbulenzen allerdings erzeugten die vom Herzog bestellten englischen Komödianten: Artistische und musikalische Meisterleistungen gingen mit allerlei tolpatschigen Zwischenfällen einher – wahrlich verdrießlich für jeden Liebhaber ernsthafter Musik.

Das Publikum reagierte keineswegs verdrossen, sondern hellauf begeistert. Das Duo Confilius mit Conny und Philipp Fuchs erspielte sich zusammen mit Christine Hübner (Oro) rasch alle Sympathien, sorgte für den nötigen Drive bei allen Musikstücken, tanzte, trommelte und trällerte, dass es eine Freude war. Und die Musik aus dem frühen Barock erklang glanzvoll und in vielfältigen klanglichen Varianten, da sich mit Zugtrompete und Fiedel (Almut Rux), Gambe und Dulzian (Sabine Schiffels), Harfen, Zinken und Pommern (Andrea Schmiedeberg-Bartels und Wolfgang Köhler) und Contrabass (Florian Stühn) eine wunderbare Verstärkung zu den Instrumentalisten von Kurtzweyl ergeben hatte. Bei aller Heiterkeit gab es aber auch ernste Momente: Mit Heinrich Schütz ergreifender Motette „Verleih uns Frieden gnädiglich“ erinnerten die Musiker daran, dass die Sehnsucht nach einer friedlichen Welt heute wie damals unerfüllt bleibt.

Dank der großzügigen zusätzlichen Unterstützung durch die Bürgerstiftung Wiehler Kulturgüter, die Interessengemeinschaft IglO e.V. und das Förderprogramm Neustart.miteinander des Landes NRW gelang es zudem, die Besucher zu einem Getränk nebst Imbiss einzuladen. Das wurde gerne angenommen, wie die angeregten Gespräche verrieten. Jedesmal zeigte sich, dass die für Kurtzweyl typische Mischung aus Schauspiel und Musik gut geeignet ist, auch solche Menschen zu erreichen, die eigentlich kein Faible für alte Musik haben. 

Barbara Degener